Donnerstag - Mit dem "Tanz des Lebens" Ruhe finden


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Impuls im Hanggarten

 

Ohne Geschichten geht es nicht in der chinesischen Philosophie, deshalb fangen wir mit einer Geschichte an: 

 

"Meister Li Zhi-Chang (Großmeister der chinesischen Künste) erzählt gerne folgende Geschichte:

 

Schon als Kind bewunderte er Bäume, er staunte über die Kraft und die lange Lebensdauer dieser verwunschenen Riesen. Einmal stand er eine Stunde lang staunend vor einem tausend Jahre alten Ginkgobaum in einem kaiserlichen Tempelpark in Beijing.

 

Ein Gärtner kam vorbei und beobachtete ihn schweigend. Nach einer Ewigkeit fragte er:

„Hey, Junge, was machst du da?“.

 

Li Zhi-Chang antwortete: „Ich lausche der Stille.“

„Welcher Stille?“, fragte der Mann: „Hörst du denn nicht das Singen der Vögel oder das Pochen deines Herzens?“.

 

Li Zhi-Chang antwortete: „Ich höre alles. Aber am schönsten ist der lautlose Herzschlag des Baumes.“

 

Der Gärtner schwieg – und nach einer Weile sagte er: „Ja, jetzt höre ich ihn auch.“ 


Wollen wir es dem Großmeister Li Zhi-Chang gleichtun -

und dem Herzschlag der Bäume lauschen :)


Was ist Qigong - was ist Taijiquan?

 

Qigong ist ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Durch Ausübung von Qigong soll das Qi des Menschen durch diesen selbst genährt und kultiviert werden. Alle Übungen des Qigong dienen der Wiederherstellung, Förderung und Erhaltung von Qi im Körper und der Bewahrung eines harmonischen Gleichgewichts.

„Gong“ bedeutet „beständiges Arbeiten“, das heißt Qigong sollte regelmäßig, möglichst täglich praktiziert werden. Es gibt Übungen aus dem bewegten Qigong und dem stillen Qigong (s. u. "das Innere Lächeln"), bei dem man keine äußeren Bewegungen macht. Daneben gibt es auch ein  medizinisches Qigong, das ganz gezielt bei besonderen Erkrankungen eingesetzt werden kann

 

Taijiquan ist eine chinesische innere Kampfkunst. Sie  umfasst zahlreiche Aspekte, wie z.B. die Gesundheit, Meditation und Selbstverteidigung sowie die Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung. Durch die sehr langsam und fließend ausgeführten Bewegungen kommt es  nach und nach zu einer tiefen Entspannung. Die Atmung wird langsamer und tiefer. Nach längerem Üben werden Körper und Geist beweglicher. Taijiquan stärkt aber auch die Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder und ist eine wirksame Sturzprophylaxe. Auch Taijiquan ist ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin.  


Schwingen um die Mitte (den Körper lockern, die Wirbelsäule freut sich besonders)

 

Wir haben einen festen Stand. Wir spüren nach und beginnen dann um unsere Mitte zu schwingen – die Bewegung kommt aus dem Becken und die Arme schwingen an den Seiten nur mit. Wir können die Bewegung immer größer werden lassen. Zum Ende hin die Bewegung wieder kleiner und kleiner werden lassen. Dabei sich bewusst vorstellen, dass alle Wirbelgelenke sanft bewegt und selbst die kleinsten Muskeln entlang der Wirbelsäule wieder elastisch und geschmeidig werden. Zur Ruhe kommen. 


Verwurzelter Stand - Bärenstand - Wu Ji

 

Grundlage aller Qigong- und Taiji-Übungen ist der sogenannte Bärenstand. Also ein stabiler Stand, aus dem heraus die Bewegungen beginnen. Der aber auch einfach so geübt, ebenfalls schon hilft, in seine Mitte und zur Ruhe zu kommen.

 

  • Nimm einen bequemen Stand ein, die Füße stehen parallel, hüftbreit. Die Gelenke sind locker (nicht eingerastet). 
  • Schließe (wenn möglich) die Augen und nimm deinen Körper wahr. Spüre, wie deine Füße den Boden berühren und gut in der Erde verwurzelt sind.
  • Stelle dir nun einen himmlischen (goldenen) Faden vor, der an deinem Kopf genau in der Mitte (zwischen den Ohren auf dem Scheitelpunkt) befestigt ist und dich mit einem Himmelspunkt verbindet. Diese Vorstellung unterstützt deine Aufrichtung (das Kinn ist leicht zurückgenommen, der Nacken lang).
  • Wandere mit deinem Bewusstsein durch den Körper (lass' besonders die Schultern los und alle verspannten Stellen im Körper).
  • Lass den Atem kommen und gehen ohne ihn bewusst zu verändern.

Pendeln und seine Mitte finden

 

Nun fang an, leicht von rechts nach links und zurück zu pendeln (also abwechselnd das rechte und das linke Bein zu belasten und wieder zu entlasten). Spüre, wie sich dabei die Gewichtsverteilung in den Fußsohlen ändert. Das Gewicht soll dabei fließend verändert werden, sodass dein Becken immer auf einer Geraden ist.

 

 

Lass' dann die Bewegung kleiner werden, bis sie ganz aufhört. Lenke dabei deine Aufmerksamkeit auf deine innere Achse, die du nun bewusst wahrnehmen kannst. Dein Gewicht ist nun zu jeweils 50 % auf jedem Bein verteilt - du bist in deiner Mitte.

 

Tipp für den Alltag:

Wenn du im Alltagstrubel das Gefühl hast, du "stehst neben dir" - dann mache genau diese Übung. So unscheinbar wie sie sich anhört, so wirksam ist sie :)


Das Herz öffnen

 

Das Herz öffnen ist eine wundervolle Übung, um in die Ruhe einzutreten und Herz und Lunge zu stärken. Sie vertieft die Atmung, ohne dass wir dabei eine besondere Atemübung machen müssen. Bewegung und Atmung  wird sich immer mehr verbinden.

 

Wir erzwingen nichts!

 

Mein chinesischer Meister (Lehrer) erklärte immer mit einem Lächeln im Gesicht: "Lass' es doch deinen Körper machen - er weiß schon, wohin der Atem fließen muss."  Diese Einfachheit habe ich tief eingesogen - einfach, ja so darf es sein.

 

Uns so darf es auch bei euch sein.

 

Der Übungsablauf ist hier in dem PDF enthalten (wann immer Fragen auftauchen, einfach mich kontakten: Kontakt).

 

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Das Qi wecken

 

Tipp für den Alltag: Alleine die Übung "Das Qi wecken" im Alltag zu üben, ist unglaublich wertvoll. Sie "bringt uns einfach runter", wenn wir mal wieder durch die Decke gehen könnten. Außerdem hat sie den Vorteil, auf engstem Raum, egal wo man ist, praktiziert werden kann.

 

Mit etwas Übung schaffst du es sogar mental - dann sind dem "Übungsort" keine Grenzen mehr gesetzt :)


Das (untere) Dantian - unser Energiezentrum im Unterbauch (unterhalb des Bauchnabels)

 

Es ist eine Region im Unterbauch unterhalb des Bauchnabels und wenige Zentimeter im inneren des Bauchraumes. Es bezeichnet den so genannten energetischen Schwerpunkt eines Menschen und den Hauptspeicherort für das Qi. Beim Üben von Qigong und Taijiquan lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf diesen Bereich – besonders am Anfang und am Ende einer Übung. Deshalb ist es so wichtig zum Abschluss einer Übung hier die Hände aufzulegen um hier Qi zu sammeln und zu bewahren (wir sagen, nach den Übungen „wir bringen Qi zum Ursprung zurück“).

 

 

„Qi“ kann man mit “Lebensenergie” übersetzen. Damit meint man eine „Lebenskraft“, die wir von Beginn an in uns tragen, die uns mit allem um uns herum verbindet und die wir über Atem und Nahrung – aber auch mit Gedanken aufnehmen und abgeben. Nach Auffassung der chinesischen Medizin und Philosophie durchdringt und begleitet das Qi alles, was existiert und geschieht. Das Qi des Menschen fließt in Meridianen (Leitbahnen) durch den Körper. Solange Qi in den Meridianen harmonisch fließt, bleibt der Mensch gesund. Qigong und Taijiquan wirken positiv auf den Fluss des Qi. 

 

 

Am Ende jeder Qigong- oder Taiji-Übung die Hände übereinander auf das Dantian legen und zur Ruhe kommen.


Die Linde 

 

Die Linde bietet uns einen wundervollen Schutz vor einigen Regentropfen. So können wir auch noch einmal "den Bäumen lauschen" und ein paar junge Lindenblätter naschen.


Die Atmung 

 

Wichtig ist es, die Atmung frei fließen zu lassen.

 

Viele Vorteile hat die Nasenatmung. Hierzu gibt es in der Übungsübersicht vom Mittwoch noch einiges zum Nachlesen. Einfach mal dort schauen und wenn möglich, die Nasenatmung auch in den Alltag einbauen. Hier geht es zum "Mittwoch".


 „Du ähnelst einem Baum, der in der Erde wurzelt

und dessen Krone den Himmel berührt.

Dies ist das Bild des vollkommenen Gleichgewichts,

 

das den Himmel und die Erde in einem Körper vereinigt.“ 


Das Innere Lächeln

 

Unter der Linde mit Blick in die Berge (was für ein Kraftort !) praktizieren wir "Das Herz öffnen". 

 

Besonders schön ist es, am Ende auch noch das Innere Lächeln anzuwenden, also wenn man seine Hände zum Abschluss schon auf das Dantian gelegt hat.

 

Hier kommt die Anleitung dazu auf einem PDF (und natürlich kannst du das Innere Lächeln auch immer jederzeit und überall anwenden):

 

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Aus dem Taijiquan: das seitliche Schieben (eine fortgeschrittene Übung, die aber hier erfolgreich schon zur Anwendung kam - klasse, das hat Freude gemacht).

 

Derjenige, der seitlich gedrückt wird (Partner A), nimmt einen guten Stand ein (etwas breiter als Bärenstand) und verwurzelt sich. 

Wenn dann von demjenigen, der den Druck seitlich am Oberarm ausführt (Partner B), der Druck kommt, versucht Partner A die Energie des Partners B in den Boden abzuleiten. Also er nutzt die auf ihn einwirkende Energie, um sich immer besser zu verwurzeln, statt gegen diese auf ihn zukommende Energie anzugehen. 

Die Erfahrungen aus dieser Übung kann man bestens mit in den Alltag nehmen - nämlich nicht sofort, wenn Druck kommt mit Gegendruck zu antworten.


Impressionen von unserem Übungsraum Hanggarten. Ein Kraftort, an dem die Energie gut fließt.


Tipp:

 

Angela Cooper ist eine tolle Qigong-Lehrerin. Sie hat eine sehr ausführliche Web-Präsenz mit kostenlosen kleinen Videos (man kann sehr gut mitmachen) und einem Qi-Blog über die Hintergründe zum Qigong:

 

Hier geht es zu Angela: Qigong Akademie Cooper