Dienstag - Ein Streifzug durch die Sinne


Bitte ausschließlich privat verwenden. Vielen Dank.


Impuls am Kleinen Wasserfall

 

"Ohne unsere Sinne ist unser Nervensystem isoliert und wir sind von der Außenwelt abgeschnitten. Erst, wenn wir lernen, unsere Sinne wieder voll einzuschalten, können wir uns mit der Umwelt verbinden und eine Beziehung herstellen."

 

David Abram (*1957), Autor des Buches: The Spell of the Sensuous (deutsch: Im Bann der sinnlichen Natur - die Kunst der Wahrnehmung und die mehr-als-menschliche Welt.


Übung

Mit dem Ort verbinden

 

Nimm deinen Stand und danach deinen Atem wahr, schließe deine Augen - lausche, was es hier an diesem Ort zu hören gibt.

Rieche, wie der Ort riecht.

Spüre den Ort, den Wind auf deiner Haut und fühle in dich hinein, was fühlst du hier an diesem Ort. Wie fühlst du dich?

Kannst du auch etwas schmecken?

Zum Schluss öffne deine Augen und schau dich um. Was siehst du?

Wenn du magst, gib diesem Ort einen Namen.

(Dauer ca. 10 Minuten - also nicht alles hintereinander "abhaken")


Wir schlendern . . . 

 

An der "Efeuscheune" schauen wir uns den Efeu an, der hier fast einen Meter vom Haus absteht. Efeu ist gut für Bestäuber und Vögel. Efeu schädigt keine Bäume und man muss ihn an Bäumen nicht entfernen. An Häusern darf man etwas aufpassen - beim Entfernen gibt es Rückstände. Hier an der Scheune ist ein Entfernen sicher nicht mehr vorgesehen.

Übrigens wurden Tristan und Isolde erst im Tod in Liebe verbunden (zu Lebzeiten durften sie ihre Liebe zueinander ja nicht ausleben). Man sagt, dass aus beiden Gräbern ein Efeu rankte, über eine Kirche hinweg und sich die beiden Efeustöcke über dem Dach der Kirche trafen.

Ja, der Efeu steht für ewige Treue, über den Tod hinaus - und so findet man ihn auch oft auf Friedhöfen.


An der kleinen Stod-Kapelle

Wir praktizieren die Atemübung "Grünkraft (Terpene) einatmen"

 

Die Übung verbindet bewusstes Atmen mit Bewegung. Hier kommt noch die Vorstellung dazu, dass man die Terpene (Duftstoffe) des Waldes einatmet und so sein Immunsystem stärkt.

 

Ablauf:

Nimm einen guten, für dich bequemen Stand ein.

Die Arme hängen an der Seite nach unten. Nun beginne die Arme in einem Bogen weit über die Seiten nach oben über den Kopf zu bringen. Dabei drehen die Handflächen langsam nach oben.

Beim Arme-Anheben wird eingeatmet, und du stellst dir vor, die guten Terpene des Waldes einzuatmen.

 

Anschließend werden die Handflächen nach unten gedreht und vor dem Körper bis auf die Bauchmitte gesenkt. Dabei wird ausgeatmet, und du stellst dir vor, dass die Terpene deinen ganzen Körper "auffüllen".

Das Ein- und Ausatmen soll mehrmals wiederholt werden (mindestens 3-mal). Anschließend legt man die Hände übereinander auf den Unterbauch und bleibt einige Zeit einfach so stehen. Die Augen können gerne geschlossen werden.

 

Variante mit „Grünem Licht“:

Anstatt sich Terpene vorzustellen (was ja vielleicht etwas ungewohnt oder schwierig ist), kann man sich auch vorstellen, helles grünes Licht aufzunehmen und in den Körper zu bringen (die Vorstellung der Farbe macht die Terpene sozusagen „sichtbar“), sodass der Körper am Ende mit grünem Licht oder mit „Grünkraft“ aufgefüllt ist.

 

 

Auch Hildegard von Bingen hat schon von der Grünkraft gesprochen.

 

„Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit, und die ist grün“

 

So sagte es die hl. Hildegard von Bingen. Sie prägte den Begriff von der Grünkraft und gab den Rat, für die seelische und körperliche Gesundheit immer wieder in die Natur zu gehen, um das Grün zu betrachten, die grüne Farbe zu meditieren und die grüne Kraft in sich aufzunehmen. Mit der Grünkraft umschreibt die hl. Hildegard die Selbstheiligungskräfte des Menschen, die in seinem Innersten ruhen würden und unzerstörbar seien, egal, welche Schicksalsschläge ihm widerfahren würden.


Am großen Stod-Wasserfall

 

Wir machen eine Wassermeditation: jede/r sucht sich einen Platz, schließt die Augen und hört nur dem Wasser zu. Was passiert, wenn man den Sehsinn - und damit die Faszination des Ansehens dieses großen Wasserfalls mit seinen Felsen rundum - ausschließt?


Wir schlendern in den Wald, unterwegs genießen wir wieder die unglaublich bunte Wiese. Und einige Regentropfen machen sich auf unserer Haut bemerkbar. Im Wald spürt man den Regen gar nicht mehr. Die Bäume schützen uns.


Schmecken

 

Schmecken kommt beim Waldbaden oft etwas zu kurz. Doch nun im Mai sprießt es nur so  - und wir wagen uns an die frischen Maiwipferl (oder Fichtenspitzen). Sind alle mutig? Ich sage nochmal, dass man, wenn man etwas essen möchte, immer ganz genau wissen muss, was es ist. Und dass man auch nicht "alles" essen muss, was draußen wächst. Sich mit den Augen oder der Nase an den wunderbaren Blüten oder Blättern zu erfreuen, ist absolut genug.

 

Die Maiwipferl überraschen manchen Geschmackssinn - man hatte sich den Geschmack der hellgrünen Triebe meist etwas anders vorgestellt. Wir sammeln noch Ideen, was man aus den Maiwipferln machen kann. Und setzen unseren Weg fort.


An der Furt am Oberaubach - Riechen und Fühlen

 

Jede/r geht auf die Suche nach natürlichem Material und lässt sich vom Geruch überraschen. Wie riecht das gefundene Objekt? Hat man es sich so vorgestellt, oder doch ganz anders? Wie fühlt sich das Material an? Weich, hart, feucht, trocken.

Wer mag, kann sein Material mitbringen und wir machen damit ein Riech- und Fühlbüfett.

 

Das Moos und das Holz riechen unverkennbar nach "Kindheit", der Bergbaldrian riecht nicht so "gut" und der Stinkende Storchschnabel riecht - obwohl man wegen des Namens anderes vermuten könnte - besser als der Baldrian. Die Zapfen riechen besonders dann erdig, wenn man sie auseinanderbricht. Wir lassen das Material im Wald zurück - vielleicht mögen andere Spaziergänger auch mal daran schnuppern.


Reflexion am Kleinen Wasserfall

 

Was haben wir gemacht . . . was nimmst du heute mit?

Und kannst du dich noch an den Namen erinnern, den du diesem Ort hier am Kleinen Wasserfall gegeben hast?

Der Kleine Wasserfall ist nur 5 Minuten vom Hotel entfernt. Mit seinem schönen etwas überhängenden Bergahorn ist es ein wundervoller Platz, um auch einmal, wenn man nicht so viel Zeit hat, zwischendurch zu entspannen. Auch zu Hause sollte man sich einen solchen nahen Ort in der Natur suchen (im Garten, im Park um die Ecke, im nahen Wald).

 

Schön war`s.


Impressionen